Jeder, der fußballbegeisterte Kinder hat, die in einem Verein mitspielen, kennt das Problem der nach dem Spiel verschmutzten Fußballschuhe und das anschließende Drama, wenn man dem Kind beibringen möchte, dass es auch für die Reinigung der Sportausrüstung zuständig ist. Gleiches gilt übrigens auch für ganze Trikot-Sätze, die ab und an plötzlich und unverhofft vor der Waschmaschine stehen, nicht selten auch noch mit einem Ultimatum des Sprösslings versehen: „Die brauchen wir am Samstag wieder!“ Derjenige, der die geringere Ausdauer hat, kapituliert früher oder später. Darauf wollen wir hier nicht näher eingehen. Wenn die Kinder älter werden und auch anfangen, Jugendmannschaften zu trainieren, hören diese Herausforderungen nicht auf. Dann steht zusätzlich noch die eine oder andere Wäsche-Wanne mit ein bis zwei Trikotsätzen (durchaus auch mal sauber und zusammengelegt!) als Dauergast der Familie im Flur und wartet auf den nächsten Einsatz. Von einer solchen Plastikwanne mit Trikots soll hier erzählt werden.

Vor einigen Jahren löste sich die Mädchenmannschaft der SpVgg Eintracht Kattenhochstatt auf. Der Trainer, der bis dahin die Trikots verwahrte, nahm diese mit nach Hause und stellte sie im Flur ab. Nach einiger Zeit und Nachfragen seiner Mutter, die diesen Platz anderweitig nutzen wollte, wurde bei einer Bestandsaufnahme klar, dass die Trikots gar nicht vollzählig waren. Mehrmalige Versuche, die restlichen Mannschafts-Trikots aufzutreiben, blieben erfolglos. Wer braucht schon zwei unvollständige Trikot-Sätze einer aufgelösten Mannschaft? Und damit änderte sich auch der Standort der Plastikwanne nicht.

Die Chefin des Hauses erinnerte sich an eine Bekannte, der die Familie vor gar nicht allzu langer Zeit schon einmal abgelegte Sportkleidung der eigenen Kinder mit nach Afrika gab. Johanna Knorr – so der Name der bekannten - war vor ein paar Jahren mit dem Programm „Weltwärts“ im Benin (Westafrika) und hat dort in einem Waisenhaus der „Kinderhilfe Westafrika“ ein Freiwilliges Soziales Jahr abgeleistet. Das hat sie sehr geprägt und sie hat immer noch Kontakt zu ehemaligen Kindern, die jetzt studieren oder Ausbildung machen.

Damit war auf einmal die Idee einer sinnvollen Verwendung der besagten Wanne mit Trikots geboren. So bekam der Junior den Auftrag, bei der Vereinsleitung nachzufragen, ob sie mit dieser Verwendung einverstanden wären. Nachdem Sparten- und Vereinsleitung das Plazet für eine soziale Weitergabe erteilten hatten und der Vollzug der Aufgabe der Mutter gemeldet worden war, lag der „Spielball“ wieder bei der Familienleitung. Es wurde nunmehr Kontakt zur Johanna Knorr aufgenommen und sie bestätigte, dass die Kinderhilfe Westafrika durchaus Verwendung für die Sportbekleidung hätte. Gesagt – getan, nun konnten also nach „langer“ Zeit endlich Taten folgen. Hier endet allerdings die Geschichte der Plastikwanne, denn für einen Transport nach Afrika mussten die Trikots in eine Reisetasche „umsteigen“.

So kam es, dass im März 2019 die Trikots ihren angestammten Platz im Hause Lange verließen und sich auf eine weite Reise machten. Und damit waren die Sportklamotten für uns zunächst aus den Augen – aus dem Sinn.

Johanna brachte bei der nächsten Gelegenheit die Reisetasche zum Verein „Kinderhilfe Westafrika e. V.“ nach Thüringen, wo verschiedene Hilfsgüter mit der Bestimmung Westafrika gesammelt wurden. Bis sich der Container vollständig mit Hilfsgütern füllte, diese dann verschifft wurden, an ihren Bestimmungsort ankamen und schließlich verteilt wurden, floss noch einiges Wasser die Rezat hinunter.

So begab es sich dann zu der Zeit kurz vor Weihnachten 2020, als sich eine Dankesbotschaft von glücklichen Kindern aus einem Waisenhaus im Südwesten des Benin, angetan mit zwei Trikotsätzen mit der Aufschrift „SpVgg Eintracht Kattenhochstatt“, auf den Weg machte, um zu den Spendern zurück zu gelangen. Da dem Verein „Kinderhilfe Westafrika e. V.“ keine Namen bekannt waren, wurde das Dankes-Mail kurzerhand an die Leitung des auf den Trikots erkennbaren Vereins geschickt.

Der Vorstand des Vereins musste nun seinerseits erstmal herumfragen, wer denn über den Vorgang Bescheid wusste und wie die ganze Sache zu Stande gekommen war. Letztlich sind ist aber das Dankeschön und die Bilder der Kinder in Afrika bei allen Beteiligten angekommen.

Nun ist unser Anteil an der ganzen Geschichte nur ein ganz kleiner und bescheidener: lediglich die Kontaktvermittlung. Trotzdem haben wir uns riesig über die sinnvolle Verwendung der ausrangierten Trikots gefreut.

Wie oft geht es uns in unserem Überfluss so, dass wir gut erhaltene Dinge ausrangieren und es wegwerfen oder zum Recyclinghof bringen. Manchmal fehlt nur der nötige Kontakt, der eine sinnvolle Weitergabe ermöglicht. Oder es müssen wie hier mehrere Zahnrädchen in einander greifen, um Freude auf allen Seiten zu ermöglichen.

Falls jemand Interesse daran hat: die Kinderhilfe Westafrika sammelt immer wieder auch Sachspenden für Afrika. Information darüber gibt auf www.kinderhilfe-westafrika.de.

Johanna Knorr und eine Freundin von ihr möchten künftig ehemalige Schüler /Studenten/ Auszubildende des früheren Waisenhauses, in dem sie im Benin mitgearbeitet hat, selbst unterstützen und gründeten das Projekt „Perspektive Taiacou“. Über ihr Vorhaben informiert die Website: https://perspektivetaiacou.wixsite.com/start.